Effektive Planung & Prognose in agilen Projekten
Inhaltsverzeichnis
In der agilen Welt ist dynamische Komplexität allgegenwärtig. Dennoch erwarten Stakeholder zuverlässige Zeit- und Kostenrahmen. Eine effektive Planung schafft Transparenz, ermöglicht strategisches Agieren und trägt maßgeblich zur Zufriedenheit der Stakeholder bei. Dabei ersetzt agile Planung nicht das Ziel der Vorhersagbarkeit – sie nutzt stattdessen iterative Prognosen und empirische Daten, um realistisch zu steuern.
Kernelemente wirksamer agiler Prognose
Agile Prognosen unterscheiden sich grundlegend von klassischen Einmal-Plänen. Im agilen Kontext wird Forecasting als wiederkehrender, datengestützter Prozess verstanden, der laufend angepasst und präzisiert wird. Die Grundlage dafür bilden vier Kernpraktiken, die sich in der Praxis bewährt haben und für Führungskräfte, Projektmanager und Agile Coaches zentrale Steuerungsimpulse bieten.
Re-Forecasting: Rhythmus statt Starre
Re-Forecasting ist ein zentraler Bestandteil agiler Prognosen: Anstatt Vorhersagen nur einmal zu treffen, werden sie in regelmäßigen Abständen (monatlich oder sprintweise) mit den aktuellen Teamdaten verglichen. Dieser regelmäßige Rhythmus ermöglicht es, frühzeitig auf Abweichungen zu reagieren und Planungssicherheit auch unter sich ändernden Bedingungen zu gewährleisten.
In der Praxis bedeutet dies, dass am Ende jedes Monats Kennzahlen wie Throughput, Cycle Time, Net Flow und Blocker analysiert werden. Auf Basis dieser Daten wird der Ausblick für die nächsten drei Monate kontinuierlich angepasst. Routinen wie feste Kalendereinträge oder Review-Meetings helfen dabei, diesen Prozess dauerhaft zu etablieren. Wichtig ist dabei, die Komplexität zu reduzieren und sich auf die wichtigsten Annahmen zu konzentrieren. Eine proaktive Kommunikation der Vorteile im Vergleich zu traditionellen Fixplänen erleichtert die Akzeptanz bei den Beteiligten.
Kapazitätsplanung auf Sprint-Ebene
Agile Teams planen ihre Kapazität für jeden Sprint basierend auf den verfügbaren Tagen der Teammitglieder. Dabei werden Abwesenheiten durch Feiertage, Urlaub sowie ein Puffer für Unvorhergesehenes wie Krankheit, Bugs oder Software-Ausfälle berücksichtigt.
Beispiel: Drei Entwickler haben jeweils zehn mögliche Arbeitstage im Sprint. Nach Abzug von Urlaub, Feiertagen und einem Sicherheitspuffer von etwa 10 % für Ungeplantes ergibt sich die verfügbare Teamkapazität in Tagen. Meetings müssen nicht separat abgezogen werden, da sie bei einem realistisch gemessenen Throughput bereits berücksichtigt sind.
Vorgehen:
- Erfassung der verfügbaren Arbeitstage pro Person
- Abzug von Abwesenheiten und Puffer
- Festhalten der verbleibenden Tage als Kapazität
- Ergänzung einer realistischen Throughput-Betrachtung zur Fundierung der Sprintplanung
Weitere Details zur Ablauf- und Sprintplanung vermittelt der Leitfaden Scrum einfach erklärt.
Prognosespannen statt Einzelwerte
Weniger Präzision kann oft zu besseren Ergebnissen führen. Prognosen sollten daher als Zeitintervalle und Bandbreiten kommuniziert werden, nicht als exakte Einzelwerte. Ein Beispiel: Ein Throughput von 18–24 erledigten Aufgaben (z. B. Story Points, Tasks) oder ein Release im Zeitraum Juni–Juli. Diese bewusste Vereinfachung verhindert falsche Genauigkeit und lässt Raum für echtes Lernen im Prozess.
Teams sollten sich auf ergebnisorientierte Kennzahlen konzentrieren und flexible Steuerungsgrößen wie Ziele, Epics oder grobe Meilensteine definieren. Prognosen als Bandbreiten (Bracketing) ermöglichen mehrere Szenarien (Best Case, Base Case, Worst Case), idealerweise mit Wahrscheinlichkeiten. Methoden wie Monte-Carlo-Simulationen oder Auswertungen historischer Daten unterstützen diese Prognosespannen. Dies erhöht die Transparenz und stärkt fundierte Investitionsentscheidungen im Management.
Backlog-Zuwachs berücksichtigen
Effektive Prognosen müssen auch die Entwicklung des Backlogs einbeziehen. Wenn im Sprint regelmäßig neue Anforderungen hinzukommen, sollte dies bei der Terminplanung nicht ignoriert werden. Teams sollten daher neben den Abschlussraten (z. B. erledigte Tickets) auch den historischen Backlog-Zuwachs evaluieren.
Praxisbeispiel: Ein Team schließt im Sprint 15 Tickets ab, aber es werden 20 neue Tickets hinzugefügt. Der Nettofortschritt beträgt dann -5 Tickets und bildet die realistische Grundlage für die nächste Prognose.
Rolling-Wave-Planung & Szenarien
In der agilen Praxis bewährt sich das Prinzip der Rolling-Wave-Planung: Detailliert geplant wird jeweils nur der nächste, unmittelbar anstehende Arbeitsschritt, während Aufgaben mit größerem Zeithorizont bewusst grob und flexibel gehalten werden. Mit jedem Sprint wird die Planung für die jeweils nächste Etappe geschärft, was eine laufende Anpassung an neue Erkenntnisse und Marktbedingungen ermöglicht.
Parallel dazu werden gezielt Szenarien entwickelt – beispielsweise für Best Case, Base Case und Worst Case. Auf diese Weise lassen sich Risiken frühzeitig erkennen und gezielt adressieren. Die Entwicklung strategischer Resilienz und der konstruktive Umgang mit Unsicherheiten werden so im Prozess verankert.
Die Präzision der Prognose wird dem Zeithorizont angepasst: Je näher ein Ereignis rückt, desto kleiner werden die angenommenen Bandbreiten und desto zuverlässiger die Prognosegüte. Dieses Vorgehen spiegelt die Realität agiler Produktentwicklung wieder und schafft ein transparentes Verständnis der Planbarkeit – sowohl für die Umsetzung als auch für Stakeholder. Planung ist in agilen Umgebungen keine Zusage auf feste Ergebnisse, sondern bedeutet kontinuierliches Prüfen, Anpassen und Lernen.
Strategische Ausrichtung und Praxisintegration
In agilen Projekten sind strategische Ausrichtung und Praxisintegration entscheidend für eine effektive Planung und Prognose. Dieses Kapitel beleuchtet das KPI-Tracking für datenbasierte Steuerung, die Verbindung von Risiko- und Change-Management sowie den Einsatz von Tools und Automatisie
KPI-Tracking für datenbasierte Steuerung
Die objektive Messung und Steuerung ist von entscheidender Bedeutung für die effektive Steuerung von Projekten und Prozessen. In diesem Kapitel werden die wichtigsten Key Performance Indicators (KPIs) behandelt: Cycle Time Analyse, Throughput-Messung und Forecast Accuracy. Diese Metriken sind aus meiner Sicht unverzichtbar für Agile Coaches, Projektmanager und Führungskräfte. Eine ausführlichere Einführung bietet der Leitfaden Metriken in der agilen Softwareentwicklung.
Cycle Time Analyse
Die kontinuierliche Messung der Cycle Time liefert wertvolle Einblicke in die Reaktionfähigkeit eines Teams und ermöglicht eine präzise Bewertung der Effizienz von Arbeitsprozessen. Durch die Erfassung der Zeit von Arbeitsbeginn bis zum Abschluss können Engpässe identifiziert und gezielt optimiert werden. Zudem hilft diese Metrik bei der Erstellung realistischer Zeitpläne.
Throughput-Messung
Die Throughput-Messung quantifiziert die Anzahl der abgeschlossenen Aufgaben pro Zeiteinheit und bietet eine klare Darstellung der Teamleistung. Als Indikator für Produktivität ist diese Kennzahl entscheidend, um die Kapazität und Auslastung des Teams zu verstehen und sicherzustellen, dass die Arbeitslast gleichmäßig verteilt ist. Ein hoher Throughput deutet auf eine effiziente Arbeitsweise hin, während ein niedriger Wert auf mögliche Hindernisse oder ineffiziente Prozesse hindeuten kann.
Forecast Accuracy
Die Forecast Accuracy, also der Abgleich von Vorhersagen mit den tatsächlichen Lieferergebnissen, ist ein weiterer kritischer KPI. Diese Metrik bewertet die Zuverlässigkeit der Planung und Prognosen. Eine hohe Forecast Accuracy zeigt, dass realistische und zuverlässige Vorhersagen getroffen werden können, was wiederum das Vertrauen der Stakeholder stärkt. Durch die regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Vorhersagen kann die Planungsgenauigkeit kontinuierlich verbessert werden. Aus fachlicher Sicht sollte man sich nie auf eine einzige Methode verlassen, sondern immer eine weitere Methode zum Abgleich hinzuziehen.
Kombination der KPIs
Die Kombination dieser KPIs bietet ein umfassendes Bild der Teamleistung und ermöglicht eine datenbasierte Steuerung. Durch die regelmäßige Analyse und Interpretation dieser Metriken können Agile Coaches, Projektmanager und Führungskräfte fundierte Entscheidungen treffen und ihre Teams effektiv führen.
Risiko- und Change-Management verbinden
Die Integration von Risikoidentifikation und Change-Impact-Analyse in den Prognosezyklus ist entscheidend für eine robuste Projektplanung und -steuerung. Dieser Ansatz ermöglicht es, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und deren Auswirkungen auf geplante Änderungen systematisch zu bewerten.
Durch rechtzeitige Rückkopplungsschleifen werden identifizierte Risiken und deren Auswirkungen kontinuierlich überwacht und bewertet. Regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen ermöglichen es, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Dies hilft, die Projektziele trotz unerwarteter Herausforderungen zu erreichen und die Projektstabilität zu gewährleisten.
Die Risikoidentifikation umfasst die systematische Erfassung und Bewertung aller möglichen Risiken, die ein Projekt beeinflussen könnten. Ich persönlich bevorzuge dabei grundsätzlich einen pragmatischen Ansatz und interviewe gerne die Projektbeteiligten, um aufwändige Workshops zu vermeiden.
Die Change-Impact-Analyse ist ein entscheidendes Werkzeug im agilen Projektmanagement, das ursprünglich aus dem Software-Engineering stammt. Sie dient dazu, die Auswirkungen von Änderungen in einem Projekt oder System vorherzusagen und zu bewerten. Diese Methode ist besonders nützlich, um potenzielle Folgen von Änderungen zu identifizieren und den damit verbundenen Aufwand abzuschätzen. Im Kontext des agilen Projektmanagements hilft die Change-Impact-Analyse dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen und sicherzustellen, dass Änderungen erfolgreich umgesetzt werden können.
Ein zentraler Aspekt der Change-Impact-Analyse ist die Identifikation von Abhängigkeiten und die Minimierung von Risiken. Durch die Analyse können Projektmanager und Teams verstehen, welche Komponenten eines Systems von einer geplanten Änderung betroffen sind und welche Anpassungen notwendig sind. Dies ist besonders wichtig in agilen Umgebungen, wo schnelle Iterationen und kontinuierliche Verbesserungen im Vordergrund stehen. Die Change-Impact-Analyse ermöglicht es, Änderungen effizient zu planen und umzusetzen, ohne die Stabilität des Systems zu gefährden.
Oftmals lassen sich Abhängigkeiten reduzieren. Es kommt nicht selten vor, dass Abhängigkeiten in Projekten bestehen bleiben, weil Stakeholder, Entwickler oder Produktmanager nicht darauf verzichten möchten. Dies kann aus Unwissenheit, Perfektionismus oder dem Glauben, das Projekt beschleunigen zu können, geschehen. Das erfordert oft ein ehrliches Wort und ergebnisoffene Diskussionen, um sicherzustellen, dass das Projekt nicht unnötig komplex wird und das Prinzip des MVP (Minimum Viable Product) gewahrt bleibt.
Die Implementierung dieser integrierten Ansätze erfordert eine klare Struktur und definierte Prozesse. Es ist wichtig, dass alle relevanten Stakeholder in den Prozess einbezogen werden, um eine umfassende und genaue Analyse zu gewährleisten. Effektive Kommunikation und Zusammenarbeit sind dabei entscheidend, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten über die identifizierten Risiken und deren Auswirkungen informiert sind und entsprechend handeln können.
Tools und Automatisierung
Die Nutzung moderner Projektmanagement-Tools wie Azure DevOps oder Jira ist entscheidend für eine effiziente und präzise Projektsteuerung. Diese Tools bieten leistungsstarke Funktionen, die es Projektmanagern ermöglichen, Projekte effektiver zu steuern. ProjectPULSE bietet leistungsstarke Forecast-Funktionen, die es Projektmanagern ermöglichen, zukünftige Entwicklungen basierend auf historischen Daten und aktuellen Trends vorherzusagen.
Ein zentraler Vorteil dieser Tools liegt in der Erstellung von Reporting-Dashboards. Obwohl Jira eine Vielzahl von Reports und Dashboards bietet, sind diese oft sehr “klassisch” gestaltet und bieten nicht immer die Übersichtlichkeit, die für eine effiziente Projektsteuerung erforderlich ist. Moderne Tools wie ProjectPulse bieten hier eine klarere und übersichtlichere Darstellung der Projektfortschritte. Diese Dashboards basieren auf Schlüsselmetriken wie Cycle Time und Throughput, die kontinuierlich erfasst und analysiert werden. Durch die Automatisierung dieser Prozesse können Projektmanager und Teams wertvolle Zeit sparen und sich auf die wesentlichen Aspekte der Projektsteuerung konzentrieren. Die Dashboards bieten eine klare und übersichtliche Darstellung der Projektfortschritte und ermöglichen es, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Automatisierung des Datenabgleichs. Dies umfasst beispielsweise die automatische Aktualisierung von Tickets und den Versand von Forecast-Updates an relevante Stakeholder. Durch die Automatisierung dieser Prozesse wird sichergestellt, dass alle Beteiligten stets über den aktuellen Stand des Projekts informiert sind und fundierte Entscheidungen treffen können. Dies trägt dazu bei, die Transparenz und Effizienz des Projektmanagements zu erhöhen und die Zusammenarbeit innerhalb des Teams zu verbessern.
Die Implementierung dieser Tools erfordert eine klare Struktur und die Einbeziehung aller relevanten Stakeholder. Effektive Kommunikation und Zusammenarbeit sind entscheidend, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten über die identifizierten Risiken informiert sind und entsprechend handeln können.
Zusammenfassend sind moderne Projektmanagement-Tools und die Automatisierung von Prozessen entscheidend für eine effiziente Projektsteuerung. Sie sparen Zeit, erhöhen die Transparenz und Effizienz und verbessern die Zusammenarbeit im Team.
Konkrete Praxisbeispiele
Die folgenden Beispiele zeigen, wie Teams durch kontinuierliche Anpassung von Throughput und Backlog-Entwicklung realistische Pläne erstellen und Herausforderungen meistern.
Beispiel 1: Mobile-App-Launch
Ein Team von fünf Personen arbeitet in 2-Wochen-Sprints an einer Mobile-App. Der anfängliche Backlog umfasst 24 Tickets. Der durchschnittliche Throughput beträgt fünf Tickets pro Sprint, während das Backlog durchschnittlich um ein bis zwei Tickets pro Sprint wächst. Die initiale Prognose geht von 24 Backlog-Tickets aus, was netto 20 Tickets ergibt und somit auf etwa fünf Sprints hinausläuft. Diese Prognose basiert auf dem Best-Case-Szenario mit einer Wahrscheinlichkeit von 50%, da es sich um Durchschnittswerte handelt.
Während des vierten Sprints fällt der Throughput jedoch von 5 auf vier Tickets, während das Backlog um zwei Tickets wächst. Diese Änderungen führen zu einer Anpassung der Prognose auf neun Sprints. Auch hier handelt es sich um eine Schätzung basierend auf Durchschnittswerten mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 50%.
Die kontinuierliche Überprüfung von Throughput und Backlog-Entwicklung ist entscheidend für realistische Prognosen. Diese Praxis stellt sicher, dass die Projektplanung aktuell und realistisch bleibt, was die Erfolgswahrscheinlichkeit des Projekts erhöht.
In der Praxis sollte dieses Beispiel um ein Worst-Case-Szenario mit einer Wahrscheinlichkeit von 85-90% ergänzt werden. Für die Darstellung wurde bewusst auf diese Komplexität verzichtet, um die grundlegenden Prinzipien der agilen Prognose klarer zu vermitteln. In realen Projekten ist die Berücksichtigung verschiedener Szenarien jedoch essenziell für eine robuste Planung.
Beispiel 2: SaaS-Produktweiterentwicklung
Ein Team von sechs Personen entwickelt ein etabliertes SaaS-Produkt kontinuierlich in 2-Wochen-Sprints weiter. Das Anfangsbacklog umfasst 36 Tickets, der durchschnittliche Throughput liegt bei 4-6 Tickets pro Sprint, während das Backlog durch kontinuierliches Kundenfeedback um 2-4 Tickets pro Sprint wächst.
Die initiale Roadmap sieht vor, 30 neue Features innerhalb von etwa 8 Sprints umzusetzen. Diese Planung basiert auf einem historischen Throughput von 5 Tickets pro Sprint und einer konservativen Schätzung des Backlog-Wachstums von 2 Tickets pro Sprint. Aufgrund der Variabilität in Throughput und Wachstum könnte die tatsächliche Dauer zwischen 7 und 10 Sprints liegen. Die Berechnung zeigt, dass das Anfangsbacklog von 36 Tickets plus 30 neue Features insgesamt 66 Tickets ergibt. Bei einem Wachstum von 2 Tickets pro Sprint über 8 Sprints kommen 16 weitere Tickets hinzu, sodass das Gesamtbacklog auf 82 Tickets ansteigt. Bei einem Throughput von 5 Tickets pro Sprint werden in 8 Sprints 40 Tickets bearbeitet, sodass 42 Tickets verbleiben. Die Annahme ist, dass die 30 neuen Features in den 40 bearbeiteten Tickets enthalten sind und somit alle neuen Features umgesetzt werden.
Nach drei Sprints zeigt sich ein anderes Bild: Das tatsächliche Backlog-Wachstum beträgt 3 bis 4 Tickets pro Sprint, während der Throughput zwischen 4 und 6 Tickets pro Sprint schwankt. Die neue Prognose sieht nun 10-12 Sprints für die geplanten Features vor. Die Berechnung ergibt, dass nach 3 Sprints 15 Tickets bearbeitet wurden (davon angenommen 10 neue Features) und 11 Tickets hinzugekommen sind, sodass das Backlog bei 62 Tickets liegt. Es verbleiben 20 neue Features. Für die weiteren 7-9 Sprints (insgesamt 10-12 Sprints) ergibt sich ein Netto-Fortschritt von 1,5 Tickets pro Sprint. In 7 Sprints werden etwa 10,5 Tickets reduziert, sodass das Backlog auf etwa 51,5 Tickets sinkt. In diesen 7 Sprints werden etwa 35 Tickets bearbeitet, wobei die restlichen 20 neuen Features enthalten sein könnten. Diese Anpassung zeigt, dass die Umsetzung der neuen Features etwa 10-12 Sprints dauern wird.
Typische Herausforderungen bei SaaS-Produkten umfassen kontinuierliche Priorisierungsänderungen durch Kundenfeedback, die flexible Planung erfordern, sowie die Notwendigkeit von Rolling-Wave-Planung aufgrund sich ständig weiterentwickelnder Anforderungen. Datengetriebene Entscheidungen basieren auf der Auswertung von Feature-Nutzungsdaten, Kundenfeedback-Metriken und Support-Ticket-Analysen. Empfohlene Maßnahmen sind dynamische Backlog-Pflege durch wöchentliche Überprüfung, strukturierte Kundenfeedback-Prozesse, Datenintegration und Szenarienplanung, um das Produkt wettbewerbsfähig zu halten und realistische Lieferversprechen zu geben.
Zusammenfassung & Empfehlungen
Ein zentraler Erfolgsfaktor für agile Projekte ist die Etablierung eines regelmäßigen Re-Forecasting. Dieser Prozess ermöglicht es, Projekte kontinuierlich an sich ändernde Rahmenbedingungen anzupassen und somit die Planungsgenauigkeit zu erhöhen. Durch die regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Forecasts können frühzeitig auf Abweichungen reagiert und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die Berechnung einer realistischen Kapazität pro Sprint. Diese sollte auf historischen Daten und der aktuellen Teamzusammensetzung basieren. Eine realistische Kapazitätsplanung hilft, Überlastungen zu vermeiden und sicherzustellen, dass das Team die gesetzten Ziele erreichen kann. Es ist wichtig, die Kapazitätsplanung regelmäßig zu überprüfen und anzupassen, um Änderungen im Team oder im Projektumfeld Rechnung zu tragen.
Prognosen sollten als Spannen formuliert werden, um Unsicherheiten und Risiken angemessen zu berücksichtigen. Durch die Angabe von Prognosespannen, wie beispielsweise 10-15 Tickets oder 6-8 Wochen, kann besser abgeschätzt werden, welche Ergebnisse innerhalb eines bestimmten Zeitraums realistischerweise erreicht werden können. Dies trägt dazu bei, unrealistische Erwartungen zu vermeiden und die Planungsgenauigkeit zu erhöhen.
Die Backlog-Entwicklung sollte kontinuierlich einbezogen werden, um sicherzustellen, dass die Prognosen auf dem aktuellen Stand sind. Dabei ist es wichtig, dass das Backlog nicht aufgrund von andauernden neuen Anforderungen überläuft. Durch die regelmäßige Überprüfung und Anpassung des Backlogs kann sichergestellt werden, dass alle relevanten Anforderungen und Aufgaben berücksichtigt werden. Dies trägt dazu bei, die Planungsgenauigkeit zu erhöhen und sicherzustellen, dass das Projekt erfolgreich abgeschlossen werden kann.
Die strategische Nutzung von Rolling-Wave-Planung und Szenarien ermöglicht es, flexibel auf Änderungen zu reagieren und verschiedene Optionen zu bewerten. Durch die Nutzung dieser Methoden kann besser abgeschätzt werden, welche Auswirkungen Änderungen auf den Projektverlauf haben und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
Die Integration eines KPI-gesteuerten Monitorings ist entscheidend, um den Fortschritt des Projekts kontinuierlich zu überwachen und frühzeitig auf Abweichungen zu reagieren. Durch die Definition und Überwachung relevanter KPIs kann sichergestellt werden, dass das Projekt auf Kurs bleibt und die gesetzten Ziele erreicht werden.
Der effektive Einsatz von Tools und Automatisierung kann die Effizienz und Genauigkeit der Projektplanung erheblich verbessern. Durch die Nutzung moderner Projektmanagement-Tools und die Automatisierung von Schlüsselprozessen kann wertvolle Zeit gespart und sich auf die wesentlichen Aspekte der Projektsteuerung konzentriert werden. Dies trägt dazu bei, die Transparenz und Effizienz des Projektmanagements zu erhöhen und die Zusammenarbeit innerhalb des Teams zu verbessern.